Dienstag, 3. Juni 2008

Niedergeschlagen


Bei Blues hilft nur Blues



Visby / Gotland: Viel grauer Stein aus alten Tagen wechselt mit...

...gut erhaltenen alten Bauten.




Mühevolles Kreuzen nach Gotland. Die Sonnenuntergänge machen es erträglicher.


Fast allein am ersten Tag in Visby. Mit am Steg ein Boot aus den USA, der Besatzung wir später noch gut kennen lernen.




Hatten gestern einen harten Segeltag. Wir brauchten 16 Stunden für die 50sm von Nordöland bis Visby. Der Wind hatte alles zu bieten, Dreher, Flaute, Starkwind. Ging an die Nerven und die Kraft.
Erst gings vielversprechend los unter Spi. Doch schon nach knapp 2 Stunden Winddreher von SW auf SE. Also am Wind weiter unter großer Genua mit ca 4kn. 2 Stunden später totale Flaute. Trieben im Schifffahrtsweg nach Norden. Trauen uns aber nicht den Motor zu nutzen (wollen ihn fürs Hafenmanöver schonen).

Ich glaube, ich habe selten so gemerkt, wie einfach es ist, beim Segelboot den Motor anzuwerfen und bei spiegelglatter See Strecke zu machen. Nun haben wir Segeln wie vor 100 Jahren ohne Motor aber mit Geduld (und Nerven, weil man ja nie weiss, wie lange das geht).
Na ja, 1 Stunde später ist im Norden ein dunkler Streifen zu sehen. Und es ist tatsächlich Wind. Natürlich von vorn, aber besser als gar nichts. Doch schon 20 Minuten später muss die kleinere Genua hoch und 1 Reff ins Groß. Die Welle wächst schnell auf fast einen Meter. Gut dann eben so.

Doch kaum dass die Sonne gegen Nordwesten den Horizont zustrebt, ist der Wind weg und das bisschen was bleibt dreht auf Ost. Ok, Wende, große Genua hoch, Reff raus, doch die Welle aus NE und Wind aus E machen eine nette Kreuzsee und das bei 1-2 Windstärken. Das Boot stampft nur noch und segelt maximal mit 1-2 kn nach Norden. Dann eine leider zu kurze Böe und wir können mit 5 kn Visby anliegen. Hoffnung keimt auf.... Noch 12 sm. Super. Ihr wisst schon wie es weiter geht, Wind wieder weg und dreht dann auch wieder auf NE. Kommt dann noch mal kurz wieder, wird so stark, dass ich wieder die große Genua gegen die kleine tauschen muss und 1 Reff einbinde. Doch auch das hat keinen Bestand.


Am Ende schaffen wir es mit kleiner Genua und ohne Reff gegen 1 Uhr nachts vor die Hafeneinfahrt von Visby auf Gotland. 2 große Fähren lassen uns auch noch etwas frösteln, weil sie mit Affenzahn auf uns zuhalten und erst kurz vor knapp ausweichen um in den Hafen einzulaufen. Gut, dass es nicht stockdunkel ist. Im Norden ist immer ein roter Schein zu sehen und der Himmel hat immer etwas Blau zu bieten. Ohne Probleme finden wir einen Platz im leeren Gästehafen.

Noch am Abend mache ich mich auf um nach einer Werkstatt in Hafennähe zu fahnden. Leider ohne Erfolg. Beim Hafenmeister hängt aber ein aufmunterndes Sätzchen. "Etwas kaputtgegangen? Dann melden Sie sich im Büro, wir helfen Ihnen die richtige Telefonummer zu finden". Öffnungzeiten 9-11 Uhr. Ok, um 9 Uhr steh ich da, muss noch etwas warten, aber ein sehr netter junger Schwede mit perfektem Englisch und Motorkenntnissen versucht mir zu helfen.

Viele Telefonate später und nach einem Besuch eines Mechanikers an Bord kommt aber die Erkenntnis: Hier auf der Insel kann der Motor nicht repariert werden. Die einen haben keine Ahnung, die anderen erst in 14 Tagen Zeit, ausserdem machen sie nur selten andere Mororen als die ihren.

Was tun? Bin unentschlossen. Zum einen habe ich ein Segelboot und für kurze Hafenmanöver geht der Motor ja. Muss halt immer häufig einen Ölwechsel machen. Nicht billig, aber machbar. Der einzige Bukh Service hier im Osten Schwedens sitzt in Stockholm (120 sm in die falsche Richtung). In Tallin....?? Keine Ahnung, was mich dort erwartet.

Bis zum Freitag werden wir wohl hier bleiben. Ab dem Wochenende scheint der stete NE gebrochen und wir können mit westlichen Winden rechnen. Leider liegt der Kloß von der Unsicherheit mit dem Motor doch stark im Magen. Keine Ahnung, ob ich den Motor ganz kaputt mache. Nach einem Telefonat mit dem deutschen Service ist es wohl ziemlich sicher ein kleiner Haarriss im Zylinderkopf, der mir das Kühlmittel im Öl beschert. Der weitet sich meist erst nach langer Motorfahrt. In den kurzen halbstündlichen Hafenmanövern habe ich keinen Kühlwasserverlust entdecken können.

Leider braucht es aber um den Zylinderkopf auszutauschen einen Fachmann. Abbauen kann ich ihn, da habe ich in Rönne zugeschaut. Aber Ventile einpassen und einstellen usw. da fehlen mir 3 Jahre Lehrzeit.