Donnerstag, 9. Juni 2016

Hanö

Ich fühl mich an Astrid Linggren erinnert, als ein kleiner Junge auf dem
Bollerwagen sitzend von seiner Mutter gezogen an der Fähre an kommt.
Neben ihm das Gepäck, auf seinem Kopf eine leicht zu große Kappe in
Hellblau. Hemd und Hose sind weit geschnitten und passen perfekt dazu.
Die Fähre von der Insel fährt nicht oft und man kennt die Zeiten. Schon
einige Bollerwagen und Handkarren sind angekommen um Gäste zu
verabschieden oder um Neue abzuholen.
Ein kleines Inselparadies, ohne Autos ist Hanö in der nach ihr benannten
Hanöbucht in Südschweden. Die Hanöbucht hat einen schlechten Ruf. Es
liegt aber nicht an der klenen Insel, sondern an der weiten und offenen
See die man überqueren muss, wenn man weiter in den Nordosten von
Schweden segeln will. Jeder ist am Ende froh wenn er diesen ersten
Meilenstein hinter sich hat.



 Jede Familie hat am Hafen ihren Handwagen

 Oben am Berg neben dem Leuchtturm hat man einen genialen Rundblick über die Hanöbucht



 Hanö, kleiner Inselhafen. Noch angenehm leer
 Vor dem Wind fleigen wir über die Hanöbucht


Während ich schreibe segle ich mit leichter Bachstagsbrise mit 4-5 kn
gen Osten. Wir haben sie heute abend hinter uns und uns hat sie sich
gnädig gezeigt.
Gestern sind wir von Simrishamn gekommen. Bei W-NW um 5 ( kurz auch mal
mehr) sind wir nach Hanö gesegelt. Schnelles Halbwindsegeln mit bis 7kn.
Man hatte zu tunan der Pinne. Geiles segeln unter erstmal Wolkigem
Himmel, später aber unter purem Blau. Den grossen Sprung über die Bucht
trauten wir uns nicht gestern, denn da war gegen 17 Uhr eine Winddreher
um 180 Grad angesagt und Boen mit bis 7 Bf.
Genau um die Zeit, wir lagen schon im Hafen von Hanö kam die Boenwalze.
Im Hafen im Westen kaum zu spüren, aber die Wetterstation oben am
Leuchturm misst 33 Kn aus Ost.
Zum Sonnenuntergang verziehen sich die dunklen Wolken aber schon wieder
und wir bekommen eine magische Stimmung mit roter Sonne im Hafen.
Wir kommen gerade gut voran. Von Haesnaes gemütlich bei fast nur 2 BF
am Sonntag nach Klintholm auf Mön. Ich nutze die ruhige See und bade das
erstemal im noch 14 Grad kaltem Wasser. Damit wäre auch das Anbaden
erledigt.
Am nächsten Tag gehts es früh los. Die weissen Klippen von Mön sind
gerade am frühen Morgen beeindruckend. Den ganzen Tag habe ich sie vor
Augen wenn ich nach hinten schaue. Der Wind ist geradeso ohne Kreuz zu
segeln, aber nimmt im Laufe des Tage zu bis auf 6. Die Welle geht bei
diesem Ostwind entsprechend hoch. Ich bin froh und erschöpft als ich in
Gislovläge fest bin. Es ist tolles segeln, aber auch anstregendes segeln.
Aber der Himmel ist blau und im Hafen im Windschutz angenehm warm.
Später kommt die Ruby dazu. Die Augusta dreht ab und segelt in den Sund
Richtung Kopenhagen.
Der nächste Tag ist mal wieder harte Arbeit. laut Wettervorhersage soll
es nachmittags der Wind leicht nach SE drehen und nachlassen. Somit
laufen wir eher später aus. Es bläßt aber leider mehr aus Ost, denn aus
Südost und so kreuzen wir Richtung Ystadt mit kräftiger Welle bei
anfangs 5, später 4 Windstärken.
Dort endlich mal wieder frische Lebensmittel einkaufen. Aber zum
fotografieren reicht heute die Kraft nicht mehr. Obwohl es ein echt
netter Ort ist.
Der nächste Tag aber bringt wie vorhergesagt angenehmen Südwind. Wir
kommen gemütlich ums Eck in die Hanöbucht bis Simrishamn. Immer mehr
Zugvögel (so nenne ich die Langzeitsegler hier) Richtung Nordosten
sammeln sich hier, dennoch sind die Häfen um die Jahreszeit noch recht
leer. Vielen sehen wir nun zum Wiederholten mal. Es nett immer wieder
gekannte Gesichter zu sehen. Manch einer erkennt auch meine OE oder
mich. Mich freuen diese Begegnungen. Gerade dieses Jahr habe ich das
Gefühl, dass es häufiger dazu kommt.
Machen sie doch eine Reise als Zeitmillionär aus. Aber auch diese
kleinen verträumten Inseln mit ihren kleinen Geschichten.