Montag, 25. September 2017

Das letzte Mal

Fast ein Vollmond. Der letzte war noch in Schweden. Abendstimmung in Höruphav
Leichter Morgennebel zieht übers Wasser. Es herbstelt. Der Wind weh leicht von Land. Ich habe gestern Abend doch die richtige Seite der Bucht zum Ankern genommen. Neben mir liegt ein Holzboot. Ist auch schon wach und genießt wohl wie ich allein diese wunderbare Morgenstimmung.
Nach dem Frühstück im taunassen Cockpit, will ich diese Ruhe nicht stören und ziehe den Anker das letzte Mal für dieses Jahr aus dem Grund. Wie oft ich das dieses Jahr getan habe, weiß ich nicht.
Das Großsegel geht hoch, die Genua folgt. Langsam segeln wir aus der Abdeckung. Die Segel füllen sich und wir können Kurs anliegen.
Da hinten im Südosten liegt die weite Ostsee
Im Südosten, an Kalkgrund vorbei, liegt die Ostsee in ihrer Weite im Dunst. Die Sonne glitzert im Wasser. Die Versuchung ist da. Neuer Kurs nochmal raus in die Weite.
Leider bleibt es beim Träumen. Der Wetterbericht für die Woche sieht alles andere als einladend aus.Nein es bleibt beim träumen.
Ich segle nach Süden zu meinem Winterhafen. Noch 1 Stunde,  die viel zu  schnell vergeht. Dann das letzte Mal Segel runter, anlegeklar machen.
Das Anlegen klappt unkompliziert, dann ein Tag lang das Schiff winterfein machen. Segel abschlagen und ausräumen.
Am Ende ist das Boot wieder leer, das Auto wieder voll. Ein Umzug. 2 Mal im Jahr.
Michael kommt und hilft beim Mastlegen. Als wir kranen regnet es leicht. Dann steht das Boot an Land. Die Spuren des Sommers, einige Schrammen der Schären,  sind sichtbar. Etwas Arbeit für den Winter.
Ich schau noch ein letztes Mal ob alles ok ist und fahre nach Hause.


PS: Nach sehr anstrengender Rückfahrt durch viele Staus, wieder im Arbeitsalltag denke ich gerne an den Sommer, der im hohen Norden ein viel besserer war als man in an der deutschen Küste in Erinnerung haben wird. Fast kein Regen, viel Sonne, nur an den Temperaturen hätte man noch arbeiten können. Die Schwedischen und Finnischen Schären sind für mich das Paradies zum Segeln. Viele Buchten, manche sogar in der Hochsaison einsam, keiner kommt und will abkassieren, Leben in der Natur und Begegnungen mit vielen netten, aufgeschlossenen Menschen auf anderen Booten und an Land.

Sonntag, 3. September 2017

Die Zeit rennt....




Der Mond steht über dem Wald. Das Wasser ist still und ruhig und schwarz. Zu Neumond schon fast unheimlich dunkel, dafür die Sterne über uns. Wir liegen vor Anker, wie oft in den letzten Wochen. Wir haben das richtig lieben gelernt.
Im Svendborgsund lagen wir am Ende 4 Nächte. Irgendwann sind wir in Troensoe aber an den Steg als Micha und Anna kamen und es damit einfacher war sich zu treffen und zusammen zu kochen.
Ich lerne noch Stefan und Julia mit einer OE32 kennen. der Röde Orm. Sie bereiten sie gerade auf ein Sabbatjahr mit ihrem Boot vor. 
Am Ende sind wir alle (4 Boote) nach Svendborg um uns zu verabschieden. Uwe und auch Reinhard sind Richtung Schlei aufgebrochen, Micha und Anna nach Ömo und wir Richtung Lyö. Der starke West der letzten Tage hat etwas nachgelassen und so kreuzen wir die ganze Strecke bis zur Insel Lyö.Ein schöner Segeltag, nach all der faulen Zeit.

In Lyö wurde es uns gegen Abend dann aber zu voll. Nach einem ausgiebigen Inselspaziergang legen wir uns hinter die flache Landzunge über die der Wind immer noch blies. Wir geniesen die Ruhe nach der Hektik im Hafen.
Am Morgen ist es spiegelglatt. Eine bezaubende Stimmung, mit herbstlichen Dunst liegt über der See. Ein kleines Stück motoren wir Richtung  Nordspitze Als um dann endlich mal wieder den Spinacker rauszuholen. Bis fast zum Alsfjord zieht uns die grüne Blase.

Auch in der Dyvig bevorzugen wir den Ankerplatz. Im Hafen treffen wir dann Tina aus Kiel, die dort auf der Tiro Urlaub macht und grillen zusammen mit ihren Freuden.
Am Morgen kreuzen wir gegen einen Südost in den Alssund. Es ist wechselhaft. Wir haben schon lange kein Ölzeug mehr angehabt. Dennoch haben wir dann nach Sonderburg keine Lust unter einer schwarzen heranziehenden Regenwolke weiter gegenan zu kreuzen. Wir haben Zeit und gehen in den Hafen.
Das war auch gut so. Seit mehreren Tagen habe ich versucht Uli  L. zu erreichen. Er hatte bis 1988 die Werft hier, wo die OE32 gebaut wurden. Ich hatte es schon letztes Jahr mal probiert ihn zu treffen, da klappte es leider nicht. Nun, als ich es schon fast abgehakt habe, ihn auch diesmal nicht zu sehen, erreiche ich ihn am Telefon und er kommt vorbei.
MIt geübten Beinen klettert der Mittsiebziger flink  an Bord und er erzählt mir viel aus seinem Leben und dem Leben und der Geschichte meiner und anderer OEs. Ein langer Abend. Ich, als Exmodellbauer  bin natürlich auch neurierig was das Bootsbauen im Grossen angeht und als er das erfährt, verspricht er, wenn es er es findet, mir noch eine Form einer OE32 in 1:10  vorbei zu bringen.
Am Morgen steht Uli mit der Form unterm Arm am Boot. Seine OE33 darf ich dann auch noch begutachten.  Wunderbar ausgebautes Boot.

Wir segeln die Flensburger Förde hinein. An den Ochseninseln gehen wir vor Anker. Leider wird die Insel nicht mehr bewirtschaftet. Das soll wohl auch so bleiben, denn der Dänische Staat will die Insel nicht mehr verpachten.
Am Abend fahren wir aber noch durch die Brücke am Egersund und legen uns dort im Nor vor Anker. Eine große kreisrunde Bucht. Ausser vielen Fischernetzen sind wir ganz allein. Der Wind des Tages hat sich gelegt und und das Wasser glitzert spiegelglatt. Ich geh seit Omö regelmäßig mit dem Schraubenschlüssel tauchen um die Mutter auf der Welle immer wieder fest zu ziehen. Durch die ungewöhnlichen Vibrationen der Welle, schlägt sie sich immer etwas lose. Es fehlt ein Sicherungssplint.

Tagsdarauf sind wir in Flensburg. Es ist Samstag und am Ostufer im Fischerreiverein ist Hafenfest. Fisch und Livemusik. Mit kurzer Unterbrechnung sind wir bis spät abends dort. Die Stimmung ist super gemütlich, ungezwungen und der Blick auf die Stadt im Abendhimmel wunderbar. Die paar Regentropfen dazwischen stören fast nicht.
Im Werftcafe des Museumshafen lernen wir dann Wilhelm G. kennen. Ein über 81 ig jährigen echten Flensburger. Er hat seine OE32 selbst gebaut. In Ulis Werfthallen in Sonderburg den Rumpf laminiert und in einer eigens dafür gebauten Halle neben seiner Tischlerei hat er 6 Jahre das Boot ausgebaut.
Die To Lover kommt in den Garten zum Ausbau. (ca 1982)

Am nächsten Tag treffen wir uns nochmal und er zeigt mir alle seine Fotos aus der Zeit. Sichtlich gerührt und auch Stolz zeigt er sein Lebenswerk. Das musste er vor einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen verkaufen. Aber weg ist das Boot damit noch nicht aus seinen Gedanken. Ich glaube er hat sich echt gefreut mir seine Bilder und seine Geschichte erzählen zu können und ich habe gerne zugehört.
Leider konnte er nicht auf den Steg zur Slisand gehen. Vorn Ferne meinte er aber: " das schönst Boot hier im  Hafen. Vorallem von Hinten". Der Blick dabei berühte mich doch sehr.
Nach 3 Tagen Stadt und hochsommerlichen Temperaturen schmeisen wir späten Nachmittag noch die Leinen los und segeln bis Egersund. Noch einmal legen wir uns ins Nor. Diesmal sind wir hier aber nicht alleine.  Thomas und Jessie mit der Njoy liegen auch hier. Ich habe sie am Vormittag noch in der Stadt getroffen weil sie von mir  Tipps für Schottland haben wollten. Nun verbringen wir hier vor Anker noch einen netten Abend bei ihnen im Cockpit bis uns ein Regenschauer trennt.
Wind von Vorne lässt uns nicht los. Wir kreuzen in die Förde und wir kreuzen aus der Förde. Dennoch macht es Spass, trotz Ölzeug und Nieselregen. Wir segeln bis vor den Hafen von Maasholm. Eigentlich wollte ich auch hier ankern, aber der Wind der für die Nacht angesagt ist und die leere Batterie lassen uns dann doch in Maasholm festmachen.
Für das Wochenende haben wir uns in Kappeln nochmal alle verabredet, die im Svendborgsund zusammen lagen. Micha und Anna wohnen dort mit wunderbarem Ausblick übers Land. Am Samstag sitzen wir lange zusammen am Feuer und lassen den Sommer nochmal vorrüberziehen. 4 kleine 10 Wochen alte Kätzchen sind dazu gekommen.

Es ist nun September. Definitiv geht der Sommer nun dahin. Dieses Jahr verging die Zeit auf dem Boot so schnell, war geprägt von vielen sehr lieben Begegnungen, von Sonne und zu kalten Sommertagen. Regen hatten wir erst hier an der Küste dauerhaft erlebt. Im Norden war es besser. Ausser auf der Rückreise gab es keine Wetterbedingte Hafentage.
Nun liege ich sozusagen fast vor der Haustüre nochmal vor Anker.  Der Hafen ist so nah und ist uns beim Kreuzen auf der Flensburger Förde auch schon recht nah gekommen. Dennoch bedeutet das einlaufen in Gelting auch immer. Nun ist es vorbei.  Morgen ist es soweit.

Valdemar Slot. Netter kleiner Spaziergang von Troensoe weg.


Mit Park

Und Teehaus
Mit diesen kleinen Booten wurde die WM ausgesegelt, während wir gerne vor Anker blieben

Letzte Nacht vor Anker

Der fast Vollmond scheint ins Cockpit. Erinnerungen an den letzten Vollmond vor Karlskrona